
Wie die Überschrift schon vermuten lässt, hat es mich im Mai malwieder spontan zum Bodden “gezogen”.
Boddenhechte in der Fahrrinne
Diesesmal war Angelfreund Martin mit von der Partie. Obwohl die Boddengewässer um Rügen regelmäßig mit ihren kapitalen Hechten in den Schlagzeilen verschiedener Angelzeitschriften stehen, fuhren wir am ersten Angeltag eher mit gemischten Gefühlen in unser auserwähltes Angelgebiet. Waren unsere letzten Angeltouren hier oben doch eher als durchwachsen und schwierig zu bezeichnen, schienen dieses Mal die Hechte nicht so zickig, sondern etwas bodenständiger zu sein.
Auch an diesem Tag schien sich am eingangs erwähnten Beißverhalten nicht viel zu ändern. Zwar hatten wir schnell einige Bisse und 3 Fische im Boot, aber der Rest des Tages gestaltete sich als überaus zäh. Ein Fisch kam bis zum Abend noch dazu, welcher einen dringenden “Krisenrat” herauf beschwor! Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder 3.50Uhr – also vor dem Aufstehen. Es sollte heute in ein anderes Gebiet gehen. Fahrrinnenangeln war der Plan. Hier lief es auch deutlich besser, die Hechte waren äußerst bissig und teilweise flogen die Hechte förmlich auf unsere Köder! 15 Hechte und 1 Barsch fanden über den Tag verteilt den Weg zu uns. Die Stückzahl stimmte also schon mal und auch die Größe war mit 2 Fischen von 92 cm und einigen 80 ern okay. Nur die hier so berühmten Meterhechte ließen sich bei uns nicht blicken. Der nächste Tag brachte ein ähnliches Resultat, nur wieder nichts Kapitales. Einziges kleines Highlight war ein Steinbutt der meinen 15 cm Gummifisch zur Hälfte inhalliert hatte.
Also nahmen wir die letzten 3 Tage einen etwas längeren Anfahrtsweg in Kauf, um vielleicht doch noch eine Großfischwende zu bekommen. Die Bedingungen waren hier gut, fast schon zu gut, denn zeitweise schlief der Wind komplett ein und was das für einen Raubfischangler bedeutet, wissen wohl die Meisten. Konzentriert fischten wir jeden Angelplatz ab, aber bis auf einige vorsichtige Anstubser tat sich erstmal nichts, bis Martin plötzlich nach längerer Beißpause die Rute hoch riss! Ein guter Fisch war bei ihm eingestiegen und ließ sich zum Boot dirigieren. Ich stand schon mit der Kamera in Position, als der Fisch unerwartet ausstieg- “Mist! Das hätte er sein können…” schoss uns wohl gleichzeitig durch den Kopf. Ich nahm meine Rute wieder und fischte weiter. Schon beim ersten Wurf wurde der Gummifisch mit brachialer Gewalt kurz vor dem Boot gestoppt! Der Fisch kämpfte gut und nach kurzer Zeit wütete er an der Oberfläche und wurde gelandet. Nein, kein Meterfisch, aber mit 97 cm ein Grund zur Freude. Viele Bisse gab es an diesem Tag nicht. Die Bisse, die aber kamen, hatten es meist in sich! Wie auch Martin bezeugen kann, denn er hatte am Nachmittag einen starken Fisch im Drill, der sich als echte Maschine entpuppte. Als er am Boot seine Ausmaße zeigte,schätzten wir ihn beide auf gute 1,15 m +. Aber das Messen ergab eine Länge von “nur” 1,11 m. Der Körperbau aber war beeindruckend. “Sie” musste wohl schon einige Heringssnacks hinter sich gehabt haben – kugelrund und richtig dick! 11 Fische gab es heute und morgen sollte es wieder in diesen Bereich gehen.
Beste Beißzeit der Boddenhechte
Der Wecker klingelte wie immer 3.45 Uhr, die Augen öffneten wir aber erst gegen 8 Uhr. Leicht zerknirscht begannen wir diesen Tag gegen 9.30 Uhr am ersten Angelplatz. Wir hatten wohl die beste Beißzeit verschlafen und machten uns deshalb nicht viel Hoffnung. Bereits der 2. Wurf brachte einen Biss und der erste Fisch des Tages landete kurz darauf im Boot. Wir sahen uns an und fragten uns “Warum kann es nicht immer so laufen?” – das Maßband verriet 1,05 m! In der nächsten Stunde folgten noch ein 70 er, ein 85 er und ein dicker 98 er. Der Nachmittag verlief ruhiger, besser gesagt – es geschah annähernd nichts. Am Abend schlug ich vor, noch einmal einen Platzwechsel zu machen. Martin konnte ihn für sich nutzen und fing 4 Fische mit 70 cm, 75 cm, 85 cm und 1,02 m! Ich konnte noch zwei Mitte 70 er verhaften, bevor wir mit 12 Fischen auf dem Konto und dem Einsetzen der Dämmerung Richtung Hafen fuhren.
Am Bodden Guide beim Hechtangeln
Diese war keine grandiose aber dennoch die bisher beste Tour, die ich auf eigene Faust am Bodden erlebt habe. Alle Touren im letzten Jahr und die in diesem Jahr haben deutlich gemacht, wie wichtig die Ortskenntnis und ein gewisses “Knowhow” dort oben ist. Nur wenn alle Faktoren passen und das gewonnene Wissen richtig angewendet wird, kann man auf gute Fänge hoffen. Ich kann nur jedem, der es einmal am Bodden “probieren” möchte empfehlen, die Dienste eines Angelguides in Anspruch zu nehmen. Zwar ist es möglich mit dem Mietboot auf eigene Faust den Fisch seines Lebens zu fangen, aber auch die Gefahr des Misserfolges ist deutlich größer. Erfolg und Misserfolg liegen am Bodden oft dicht beieinander! Wenn man aber auch Spaß am Angeln hat ohne das einem die Hechte förmlich ins Boot springen, hat man auf jeden Fall einen Riesenspaß dort oben. Zur Not auch ohne Angelguide.
Petri Heil
Kay
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