Das Telefon klingelte. Kay war am anderen Ende dran und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, in unerforschte Galaxien des riesigen DAV-Gewässerpools vorzudringen.
Erkundung neuer Gewässer zum Zanderangeln
Welche Frage, Lust immer, nur hatte ich in den letzten Wochen wenig Zeit, da ich mir im Moment neue Gewässerstrecken der Elbe “erarbeite“ und das kostet Zeit. Aber diesmal sagte ich zu (was sich später als äußerst kluge Entscheidung herausstellen sollte). Morgens, als wir starteten war es noch finstere Nacht, aber wir wollten schon im Morgengrauen am Gewässer sein und das lag diesmal nicht direkt vor der Haustür. Am Gewässer angekommen verloren wir doch etliche Zeit damit, eine entsprechende Trailerstelle zu finden, aber das hatten wir ja schon in unserer Zeitkalkulation vorsorglich mit eingeplant. Trotzdem starteten wir mit etwas Zeitverlust, aber immer noch rechtzeitig, um das morgentliche Erwachen des Sees mit zu erleben. Die erste Kante war schnell gefunden. Der Anker schlug seine Zinken in 6 m Wassertiefe in den kiesigen Grund. Um uns herum war richtig was los, denn überall klatschte es an der Oberfläche fast im Sekundentakt. Nach etwa 10 Minuten hatte Kay auch schon den ersten Biss und nach weiteren 10 Minuten den ersten Zander im Boot. Na prima. Aber wie schon so oft war danach erstmal die Luft raus. Die nächste Stunde verbrachten wir nur damit nach Echolot zu fahren, um die Bodenstruktur kennen zu lernen.Mitten auf dem See fanden wir dann noch mal einen interessanten Bereich mit sehr viel Struktur. Die Tiefe schwankte hier laufend zwischen 4 m und 10 m.
Monsterhecht im Drill
Nach etwa einer Stunde die erlösenden Worte, “hab Einen“. Nach etwa 10 Sekunden, der ist gar nicht mal so schlecht. Nach weiteren 10 Sekunden, der ist richtig gut. Mein Gegenüber folgte dem Zug den ich ausübte aber recht brav, aber kurz vor`m Boot schien er erst richtig zu begreifen was los war und im nächsten Augenblick dachte ich, Jemand hat sich einen Spaß gemacht und meinen rosa Gummifisch an einen vorbeifahrenden Zug eingeklinkt. Der Fisch machte so viel Druck, dass mir die Rutenspitze jäh unter Wasser gezogen wurde und ich mir zum ersten Mal Gedanken machte, wie eine Rollenbremse technisch funktioniert und ob es vielleicht Sinn macht mit Wasser zu kühlen.
Mit anderen Worten, von einer Sekunde auf die Andere hatte ich ihn im Drill, wovon jeder Angler träumt, den Fisch des Lebens. So ging es dann etwa 15 Minuten, wenn ich es geschafft hatte ein paar Meter zurück zu gewinnen, folgte gleich wieder eine brachiale Flucht und jedes Mal konnte ich mir ein oooooch oder aaaach nicht verkneifen. Irgendwann war es dann soweit, der Fisch folgte dem Zug nach oben und wir waren beide schon gespannt, welcher Fisch denn solche Kraft hatte, sodass mir schon mein Rücken schmerzte. Wir guckten nicht schlecht, als sich unter Wasser die Silhouette eines riesigen Hechtes abzeichnete. Kay fasste beherzt dem Hechtgiganten in die Kiemen und zog ihn ins Boot. Jetzt wich die Anspannung aus unseren Gesichtern und ein breites Grinsen machte sich breit, was auch im weiteren Tagesverlauf nicht mehr zu vertreiben war. Die beeindruckenden Maße sind 15,5 kg, bei einer Länge von 1,28 m.
Weitere Risenfische
Aber nicht genug, dass solch ein Monsterhecht genug Stoff bietet, um mehrere Berichte darüber zu schreiben, geht es gleich nahtlos weiter zu zwei weiteren Ausnahmefischen. Matze, der auch mit Kay eine Bootstour machte, konnte dabei einen kapitalen Zander von 95 cm fangen. Der Biss kam gleich morgens, ganz dicht am Boot und an der Krümmung der Rute war von Anfang an klar, Großzanderalarm. Den dritten Fisch im Bunde konnte Kay seinem Fangkonto gutschreiben. Auch hier war von Anfang an klar, seine Stella bekommt in den nächsten Minuten richtig Arbeit, denn der Hecht kam kurz nach dem Biss in voller Länge aus dem Wasser und jagte dann von einer Seite zur anderen. Dieses Mal musste Kay alles alleine managen, denn es war kein zweiter Mann an Bord, deshalb gibt`s leider auch nur zwei Fotos. Auch diesen 114 cm langen Hecht kann man getrost als kapital bezeichnen und wenn man bedenkt, dass die Fänge nur wenige Tage auseinander liegen, kann ich nur sagen, Waaahnsinnn!!! Man verzeihe mir die diesmal etwas ausschweifende Schreibweise, aber beim Schreiben ist mir erst so richtig bewusst geworden, was für Ausnahmefisch mir da an den Gummifisch gegangen ist. Zum Schluss möchte ich mich noch bei Kay bedanken, der sein Boot und die darauf befindliche Technik voll im Griff hat, sodass solche Fänge dadurch erst möglich werden.
Der nächste Bericht wird vermutlich wieder kürzer und dann sicherlich wieder mit “normalen“ Fischen.
Alle Fotos zum Artikel "Boddenhechte in Sachsen-Anhalt!"