Wie in den letzten Jahren, stand auch in diesem Jahr für mich eine Frühjahrstour nach Västervik auf dem Programm.
Angeln auf Hechte in der Old Bay in Västervik Schweden
Ich hatte mir extra einen etwas späteren Termin ausgesucht, da ich gehofft hatte, dass die Hechte zum Großteil “durch” waren und somit aggressiver sind und an anderenPlätzen zu fangen sind, als bei den vergangenen Touren.
Gewöhnlich sammeln sich die Hechte vor dem Laichgeschäft in Buchten, die sich schnell erwärmen. Dort sind dann wahre Sternstunden möglich. Und wie ein guter Freund in einem anderen Bericht dieser Tour schrieb: “Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt.” Nun aber erstmal zum Bericht.
Nach einer langen Anreise durch das nächtliche Schweden standen ich und mein Bootspartner Frank kurz vor Sonnenaufgang an einer Trailerstelle in der “Old Bay”. Nach dem wir mein Boot im Wasser hatten, fuhren wir gleich zu bekannten Stellen, um schnell die Standplätze der Hechte zu erfahren. Ob die Fische wieder sehr tief stehen wie im Vorjahr oder vielleicht doch dicht am Schilf??? Gleich am ersten Platz wurden unsere Fragen mit 2 Hechten beantwortet, die Frank`s Gummifisch kurz hintereinander in Empfang nahmen. Auch ich konnte nach einem Fehlbiss am Boot, mit einem schönen Hecht um 85 cm, meinen Schwedeneinstand geben. Wir fingen die Fische in Tiefen zwischen 4,5 m und 6 m – jetzt konnte die gezielte Suche beginnen!
Angelplatz um Angelplatz fuhren wir an und fast überall gab es Bisse und gefangene Fische in der besagten Tiefe. Aber richtige Hot Spots konnten wir nicht ausmachen. Auch die Größe der Fische war für die “Old Bay” eher unterdurchschnittlich. Als wir am Nachmittag im nördlichen Teil der “Old Bay” angekommen waren, suchten wir einen großen Schilfgürtel ab, doch erstmal tat sich nichts. Als ich einen Wurf ins Tiefwasser wagte, bekam ich plötzlich einen super Biss. Doch der Anhieb kam nicht durch und somit verlor ich den vermutlich guten Fisch wieder nach wenigen Sekunden. Jetzt suchten wir speziell diesen Bereich im tieferen Wasser ab und schon wenige Würfe später hatte ich einen vehementen Biss kurz hinter dem Boot. Aber diesmal saß der Anhieb! Behäbig setzte sich der Fisch in Bewegung, seine ruhigen Bahnen und die starken Kopfstöße kündigten die erste “Hecht-Mutti” an. „Eigentlich müsste “Sie” langsam mal zur Oberfläche kommen,“ meinte ich nach kurzer Zeit zu Frank, der fleißig alles mit der Kamera fest hielt. Jedes Mal, wenn “Mutti” Richtung Oberfläche kam, gab “Sie” richtig Gas und vermittelte uns langsam aber sicher den Eindruck, dass hier keine “Mutti”, sondern eine alte Oma mächtig Druck macht!
Nach etwa zehnminütigem Drill kam der Fisch das erste Mal zur Oberfläche – was für ein Anblick! Frank meinte gleich: “Boaahh, der hat 1,30 m!!!” Aber noch war der Fisch nicht im Boot und Oma auch noch nicht so richtig müde.
Noch einige rasante Fluchten unters Boot, dann war es soweit. Ich schob meine Hand vorsichtig in ihren Kiemendeckel und hob sie in das Boot. Ganz so gewaltig wie Frank`s erste Einschätzung war “Sie” nicht, aber mit 1,22 m und 26 Pf ein echter Wahnsinnsfisch! An diesem Tag landeten wir insgesamt 16 Hechte, wobei Frank am Nachmittag noch zwei schöne Fische von 91 cm und 99 cm „verhaften“ konnte.
Schwedenhechte in den Schären
Die nächsten Tage wollten wir in die Schären rund um Västervik. Dort kann man in der Regel und mit dem richtigen Riecher richtig gute Stückzahlen fangen. Im nördlichen Teil fingen wir am zweiten Tag 21 Hechte, der dritte Tag in den südlichen Schären brachte 19 Hechte ins Boot. Hier waren es wie gewohnt die flachen Buchten mit Tiefen zwischen 2,5 m und 0,3 m(!) die Fische brachten. Wobbler, Twichbaits, Jerkbaits, Softjerks und Gummifische in allen Formen und Farben liefen sehr gut, wobei zu den einzelnen Tageszeiten auch ganz klar eine Vorliebe für bestimmte Köder und Farben zu sehen war.
Sehr auffällig war auch, dass wir und alle anderen Angler sehr viele Hechte in den Buchten gesehen haben, nur die wenigsten von ihnen zeigten Interesse am Köder. So richtig tolles Quotenangeln wie wir es erhofft hatten, fanden wir in den Schären leider nicht vor. In Gesprächen mit den anderen Tourteilnehmern erfuhren wir, dass es in den anderen Bereichen der Schären nicht so toll lief. Also entschlossen wir uns, die nächsten Tage wieder in die “Old Bay” zu fahren. Dort erhofften wir uns als “Entschädigung” für die ausbleibenden Stückzahlen, vielleicht den einen oder anderen besseren Fisch überlisten zu können.
Der Dienstag in der “Old Bay” brachte uns 11 Fische bis 91 cm und 95 cm ins Boot, der Mittwoch 10 Fische bis 1,06 m.
Durch die ausbleibenden Erfolgsmeldungen der anderen Angler, beschlossen wir auch den Donnerstag in der “Old Bay” zu fischen. Aber hier waren wir durch den ausbleibenden Wind wenig erfolgreich. Zwar waren unter unseren 5 Fischen, die wir bis 17Uhr hatten, 2 Fische von 92 cm und 95 cm dabei, aber ein wenig mehr Fischkontakt hatten wir uns doch gewünscht. Also fuhren wir noch einmal in den Eingangsbereich der südlichen Schären, um unsere Quote für diesen Tag etwas zu verbessern. 3 Fische und einige Aussteiger kassierten wir noch in der letzten Stunde des Tages und brachten es mit 8 Hechten auf unser schlechtestes Tagesergebnis der Tour. Abends erfuhren wir von den anderen, dass in den Schären wieder nicht viel gefangen wurde, aber jetzt vermehrt Nachläufer zu beobachten waren. Das deckte sich mit unserer Vermutung, dass vielleicht der bevorstehende Windwechsel von Nordost auf Süd die Initialzündung bei den Hechten geben würde.
Mit Gummifisch auf Schwedenhechte
Am letzten Tag hieß es für uns “alles oder nichts!” und da in den Schären eher mit nichts zu rechnen war, fuhren wir wieder in die “Old Bay”. Gleich zu Beginn gab es einige Kontakte und hier und da einen Fisch, so dass wir recht optimistisch für den weiteren Tagesverlauf waren. An einem langen Schilfgürtel, der uns 2 Tage zuvor einen 1,06 m Hecht gebracht hat, wollten wir es intensiver versuchen. Schon nach 10 Minuten bekam ich über 6 m tiefem Wasser einen ordentlichen Nachläufer. Schnell ließ ich den Gummifisch durchsacken und der Hecht zeigte nach einer schnellen Drehung weiter Interesse, verschwand dann aber langsam in der Tiefe. Anstatt aber den Gummifisch einzuholen, öffnete ich den Rollenbügel und ließ ihn noch mal unter der Rutenspitze zum Grund.
Während Frank und ich uns ansahen, zupfte ich den Shad ein wenig an. Ich sagte: “Der will wohl nicht mehr…” – BÄÄÄMMMM!!! schlug es in meine Rute ein. „Er“ bzw. „Sie” wollte wohl doch noch mal. Der Fisch kam schnell hoch und machte einen heiden Tanz an der Oberfläche. “Sie” hatte den Gummifisch komplett inhalliert! 1,12 m ergab das spätere Messen im Boot. Jetzt waren wir wieder super motiviert und suchten Wurf für Wurf die Schilfkante ab, aber
es war wie verhext, nichts tat sich mehr. Gegen Mittag konnte ich nach einem Wechsel auf einen dunklen Gummifisch 3 weitere Hechte bis 85 cm landen. Insgesamt war es aber sehr schwierig geworden. Wir hatten es bereits 15 Uhr und überschlugen noch mal unsere Fänge und stellten dabei fest,dass uns noch genau 7 Hechte fehlten, um die 100 voll zu haben. Wir sahen uns an, Schären und noch mal Stückzahl versuchen oder hier bleiben und noch auf einen Kracher hoffen?” Und schon waren wir unterwegs in die nördlichen Schären.
Der Plan war, gute aber leider in letzter Zeit stark beangelte Stellen schnell abzufischen, um vielleicht hier und da noch einen Hecht einzusammeln, den die anderen Angler “übersehen” haben. Aber es lief zu unserem Erstaunen nicht zäh, sondern schnell hatten wir einige Nachläufer, Fehlbisse und die 7 “fehlenden” Fische im Boot.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag, überall wo wir angelten, hatten wir Fischkontakte – das war Angeln wie man es sich wünscht! Als fängigster Köder stellte sich ein langsam gezupfter Zalt heraus. Wir bekamen derart aggressive Bisse auf diesen Köder, dass es einem manchmal fast die Rute aus der Hand riss. Auch Doppeldrills hatten wir in dieser kurzen Zeit einige! Mit Einbruch der Dunkelheit blieben dann die Bisse aus und wir fuhren zurück ins Camp. 30 Hechte fingen wir an diesem Tag, allein 24 Stück in den letzten 3,5 Stunden! “Wie müssen bloß die Anderen gefangen haben, die den gesamten Tag in den Schären waren?” fragten wir uns. Aber im Camp erwarteten uns lange und ratlose Gesichter. Was war passiert? Offenbar war das Beißverhalten wie an den letzten Tagen zurückhaltend schlecht. Aber wir müssen das Glück gehabt haben, am späten Nachmittag in eine Beißzeit geraten zu sein, die der Windwechsel mit sich brachte. An den vergangenen Abenden waren immer Temperaturen um den Gefrierpunkt, jetzt hatten wir 10°C und Südwind!
Die erhoffte Initialzündung hat statt gefunden, nur für uns etwas spät…
Durch das fehlende Eis und die milden Temperaturen in diesem Winter hatten einige der Hechte schon abgelaicht und einige warteten noch in den Buchten auf warmes Wetter. Der kalte Ostwind, der schon eine Woche zuvor eingesetzt hatte,erschwerte die Bedingungen zusätzlich. Diese Erkenntnisse fügten sich im Laufe der Woche zusammen, die wir durch Gespräche mit den anderen Anglern vor Ort heraus fanden.
Petri Heil
Kay
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