
Dieses Jahr erlebten wir wieder ein tolles Hechtfischen im schwedischen Schärengarten um Västervik. Spektakuläre Bisse im klaren Wasser und die atemberaubende Natur lassen Anglerherzen höher schlagen.
Planung der Schwedenangeltour nach Västervik
Schon im Herbst 2008 ging es an die Planung unserer alljährlichen Schwedentour nach Västervik. Frank, mein Bootspartner aus dem Vorjahr, war wieder dabei und umso mehr Feuer und Flamme. So kam es, dass wir vom Angelentzug gezeichnet Anfang März eine 8-tägige Tour gebucht hatten. Anreisetag war der 10. April und geplante Abfahrtszeit war eigendlich 4.30 Uhr. Aber da Frank wohl mit dicken Hechten im Hinterkopf auf dem Weg zu mir war, klingelte bereits um 3.30 Uhr das Telefon – “Ich bin gleich da!”. Kurz danach waren wir auch schon auf der Autobahn Richtung Västervik!
Während der Fahrt spekulierten wir, wo die Fische stehen und vor allem, wie wir sie vieleicht fangen würden. Nach langen Gesprächen und einer noch längeren Anfahrt kamen wir gegen 17.30 Uhr im Camp an. Dieser Tag galt einzig und allein der Anreise. Also schnell die Hütte bezogen, das Boot getrailert und schnell noch zu Daniel, dem Campmanager. Denn schließlich wollten wir wissen, wie die letzten Tage gefangen wurde und ob er noch den einen oder anderen Tipp für uns hat. Er erzählte uns, dass die Hechte laichen würden und die Angelei in der letzten Woche aufgrund des kalten Ostwindes eher schwierig war. Wir erfuhren, dass die “Old Bay” wohl besser laufen würde als die flacheren Schären. Unser Plan war, jeden Tag in ein anderes Revier zu fahren, also einen Tag in der “Old Bay” und einen Tag in den Schären, immer im Wechsel. Mit ruhigem Gewissen legten wir uns auch bald schlafen, denn wir waren am Ziel und mussten eigentlich nur noch Angeln und sonst nichts – herrlich!
Schwedenhechte auf Gummifisch
Am nächsten Morgen fuhren wir um 5.45 Uhr bei einem wunderschönen Sonnenaufgang und Windstille in die “Old Bay”. Wir hofften das Beste und fuhren direkt die besten Stellen der letzten Jahre an, um schnell die Fische zu lokalisieren. Es stellte sich heraus, dass an fast allen Stellen in Tiefen zwischen 4,5 m-3,5 m mit etwas Ausdauer Fisch zu holen war. Längst nicht so schnell und gut wie wir es vielleicht von den Vorjahren gewoht waren, aber wir angelten uns langsam einen Hecht nach dem Anderen zusammen. Erstes kleines Highlight war eine Drift vor einer sehr langen Schilfkante. Über eine halbe Stunde angelten wir ohne Biss entlang des Schilfgürtels.
Kurz vor Ende der Drift wechselte ich von einem “schockigen” Gummifisch auf ein reinweißes Model. Keine 3 Würfe später bekam ich einen brachialen Biss, der mir einen schönen 85er Schwedenhecht bescherte. Nächster Wurf an die gleiche Stelle – 1. Zupfer – RUMMMS! Der nächste Fisch stieg mit voller Fahrt ein. Wieder ein guter Fisch mit 89 cm und noch schöner gezeichnet! Gummifische in 16 cm mit maximal 14 gr Jigkopf brachten bis Mittag die meisten Fische.
Am Nachmittag hatten wir den Eindruck, dass die Fische sehr aktiv sein würden und ich meinte irgendwann zu Frank: “Ich glaub, ich versuchs mal mit Wobblern”. Beim ersten Wurf mit einem 16`er Zam in Holodesign stieg gleich ein mittlerer Hecht auf Sicht vorm Boot ein. Konnte sich aber leider wieder losschütteln. Frank grinste nur und kommentierte: “Das hat ja schnell geklappt”.
Ich ärgerte mich aber ein wenig. Da weitere Bisse auf diesen Köder ausblieben, versuchte ich andere Modelle. Die nächsten Bisse bekam ich auf einen sehr agil laufenden 4-Play Lowrider in schwarz/silber. Hier hatte ich zwar wieder mehr Bisse als Frank, aber es blieb nur 1 kleiner Hecht hängen. Ich wollte unbedingt den Nerv der Hechte treffen, denn scheinbar mochten sie heute Wobbler. Als Nächstes kam ein Nils Master Invincible in den Karabiner. Die Benutzung dieses Köders hatte ich schon länger im Hinterkopf aber kein richtiges Vertauen in ihn. Jetzt konnte er zeigen was er kann.
Das tat er auch, ich führte ihn sehr ruhig mit leichten Zügen und kurzen Stopps und bekam plötzlich Biss auf Biss! Die Hechte inhallierten ihn förmlich und scheinbar mochten auch die besseren Fische den unscheinbaren Lauf des Wobblers. Ein Mitte 80 er nach dem Anderen flog auf diesen Köder. Frank vertraute weiter seinem Gummifisch und konnte kaum mithalten.
Auffällig war, dass die Bisse nur in sehr kleinen und begrenzten Bereichen der bekannten Toppecken kamen. 34 Hechte fingen wir am ersten Tag, etwa 10 davon zwischen 85 cm und 89 cm. Die Angelei am ersten Tag war einfach traumhaft und wir freuten uns schon auf die folgenden 7 Angeltage!
Flachwasserangeln in den Schären
Am nächsen Tag stand Flachwasserangeln in den nördlich gelegenen Schären auf dem Programm. Jerkbaits, Softjerks und Wobbler sollten hier auf bissige Hechte treffen. Nach den ersten Stunden konnten wir aber die Aussage von Daniel bestätigen. Zwar hatten wir schon gefangen, aber es lief deutlich zäher als erwartet. Die ersten Fische und Aussteiger hatten wir auf kleine Buster Jerks und Gummiaal. Wir fingen nur sehr verteilt und oft Einzelfische, hier hieß es Strecke machen, soviel wie möglich!
Das war zwar etwas zäh, aber funktionierte ganz gut und bald hatten wir auch Stellen gefunden, wo wir mehrere Fische haken konnten. Aber unter Schärenangeln kannten wir was anderes…
Wir suchten viele neue Stellen und wechselten oft die Köder durch. Beste Köder waren wieder Zalt, Buster Jerk und unbeschwerte Gummifische in dunklen Farben. Der neue Gliding Rap von Rapala verführte auch recht schnell die ersten Fische, aber als richtiger Joker für schwierige Hechte entpuppte sich Frank`s neu erworbener Hechtstreamer von Spro in weiß-rot. Frank verurteilte seinen neuen Streamer zwar sehr schnell mit “Der läuft ja total sch….. und ich bin echt enttäuscht!”, aber im Laufe der Woche wurde dieser Köder zu seinem echten Liebling!
Besonders bei Windstille und viel Kraut bekam er Bisse auf diese “Fellpüschel”, während ich mit Jerks und Co nicht einen müden Nachläufer verzeichnen konnte. Obwohl sich das Angeln hier schwieriger gestaltete konnten wir uns stattliche 25 Hechte zusammenangeln. Bester Fisch war ein 92 er, der meinen “getunten” 14er Zalt genommen hat. Das Schwierigste an dieser Angelei war zu sagen wo die Fische sind. Wir fingen in Buchten sowie auf größeren Flachwasserbereichen in Tiefen zwischen 3 m – 1 m. Aber nirgends so gut, dass man konkrete Rückschlüsse ziehen konnte. Als wir am Abend zurück ins Camp fuhren sah ich, wie am Bootssteg 2 Angler ihr Boot fest machten. Irgendwie kam mir das Boot bekannt vor und als ich dann den Bootsnamen “FROGGY” am Rumpf gelesen hab, grinste mich schon der “Kapitän” an – “Hallo Kay!”. Sven war mit Angelkumpel am Vortag angereist. Das war super, denn zum einen konnten wir jeden Abend fachsimpeln und zum anderen konnten wir uns austauschen, wo es gerade gut oder schlecht läuft
Mit Gummifischen auf Schwedenhechte in der "Old Bay"
Montag ging es wieder in die “Old Bay” und ich wollte es mal mit größeren Gummifischen versuchen, in der Hoffnung, ein paar bessere Fische an den Haken zu bekommen. Die ersten Stunden verliefen recht zäh und scheinbar waren die Hechte heut etwas zickiger. Erst am 2. Angelplatz zum Ende einer sehr langen Drift bekam ich den ersehnten ersten Biss auf meinen 20 cm Shad. Wie erhofft war es auch ein Besserer, zwar kein Riese, aber mit 89 cm ein schöner Fisch.
Der Rest des Tages gestaltete sich schwieriger und bis zum Nachmittag hatten wir unsere besten Stellen des ersten Tages abgesucht. Einige Hechte hatten wir auf dem Zähler aber keine Hot Spots mehr im Hinterkopf. Jetzt galt es, neue Plätze zu erkunden und den Kartenplotter zu studieren. Nach einer kurzen Pause und neuem Schlachtplan ging es dann zu einer Schilfkante mit leicht abfallender Scharkante. Zwar sind wir schon oft hier vorbei gefahren aber Beachtung haben wir diesem Platz kaum geschenkt, weil er sehr unscheinbar wirkte. Der Wind stand genau auf dieser Uferseite und machte uns die Steuerung mit dem E-Motor sehr leicht. So konnten wir Meter für Meter unsere Gummifische über den Grund hüpfen lassen.
Nach kurzer Zeit vergriff sich der erste kleine Hecht an meinem USA-Shad, auch Frank legte einen Spritzer hinterher. 200 m weiter dann der nächste Kontakt bei mir, leider hat mir der Hecht nur den Schwanz vom Gummifisch abgebissen. Während Frank fleißig weiter fischte, montierte ich einen neuen Gummifisch. Hier an dieser Kante schien es etwas besser zu laufen und wir angelten etwas ausdauernder und konzentrierter. 5 oder 6 Würfe nach meinem Fehlbiss hatte ich meinen Köder bis zum Boot gezupft, nahm noch ein letztes Mal den Schnurbogen auf, ließ den Gummifisch dann aber noch im Wasser und ahnte dabei nichts Böses.
Ich wollte mir nochmal die Bissspuren vom gewechselten Gummifisch ansehen. Gerade als ich etwas genauer hinsehen wollte bekam ich unterm Boot einen so gewaltigen Biss, dass ich vor Schreck den zerbissenen Gummifisch quer durchs Boot fliegen ließ. Nach dem ersten Kopfstoß war mir klar, das ist ein “Guter”. Ich meinte zu Frank, dass er schnell einholen soll, um vielleicht noch das eine oder andere gute Drillfoto schießen zu können. Er kurbelte seinen Gummifisch die letzten Meter im Eiltempo ein und bemerkte dabei nicht, dass er eine gewaltige Hechtoma als Nachläufer hatte. Wir sahen nur den riesigen Schwall am Boot, nachdem er seinen Gummifisch aus dem Wasser gehoben hatte. Viel Zeit zum Staunen hatten wir nicht, denn ich hatte ja noch einen kapitalen Hecht im Drill. Nach einigen rasanten Fluchten war dann die Hechtmutti zur Landung bereit. Etwas vorsichtig musste ich trotzdem sein, da der Haken sehr spitz saß. Aber alles ging gut und die 1,06 m-Dame durfte nach kurzem Fototermin wieder schwimmen. Keine 5 Minuten später war Frank mit einem guten Fisch beschäftigt, der sogar mehrmals über die Bremse ging.
Er unterschätzte die Größe des Hechtes und staunte nicht schlecht, als doch ein dicker 93 er am Boot an der Oberfläche lag. Einige 100 m weiter fing Frank dann den nächsten Hecht an einer Krautkante. Hier wechselte ich meinen Gummifisch gegen den Nils Master, der am ersten Tag so gut funktionierte und fing auf 2 Würfe 2 Hechte. So macht Angeln Spaß! 21 Hechte brachte uns dieser Tag in der “Alten Bucht”.
Mit Spöket-Meerforellenköder auf Schwedenhechte
Dienstag hieß es wieder Flachwasserangeln, aber dieses Mal in den südlich gelegenen Schären. In der ersten größeren Bucht, die eigentlich immer recht gut war, passierte nichts. Mit Ausnahme von Frank, der schon früh am Morgen experimentierfreudig war und einen Spöket-Meerforellenköder montierte. Ich glaub es war der erste Wurf, als er rief “Fisch!”. Der Übeltäter war keine Meerforelle oder Hecht, es war ein dicker Barsch von 40 cm. Wir wechselten schnell auf kleinere Köder und versuchten noch einige dieser gestreiften Gesellen zu überlisten – leider ohne Erfolg.
In den Südschären lief es sehr schlecht. Am Nachmittag und spät am Abend fanden wir kleinste Bereiche in sehr flachem Wasser, wo wir mit “Rapalla Jerks”, “Buster Jerks” und dem “HS Hechtstreamer” noch einige kleinere Hechte zwischen 45 cm und 75 cm verhaften konnten. Sehr gut habe ich auch mit einem für mich neuen Gummiköder gefangen, den sogenannten “Makal” von der Firma Hart. Beim Vertikalangeln letzten Herbst hatte er mir schon einige Zander gebracht, aber dieses Mal habe ich ihn ohne Blei und mit einem großen Drilling gezupft. Am Ende des Tages waren wir selbst erstaunt, dass wir immerhin 17 Hechte zusammen geangelt haben.
Mit der Fliegenrute und Hechtstreamern auf Schwedenhechte
Der Mittwoch gehörte der Old Bay, wo wir wieder sehr verteilt unsere Fische fingen. Insgesamt kamen 22 Hechte zusammen, der Größte hatte stolze 1,11 m. Auffällig war, dass sie an diesem Tag weniger auf Schockfarben standen. Perlmutt oder Reinweiß mochten sie im Vergleich zu den letzten Tagen etwas mehr. Am Folgetag ging es wieder in die nördlichen Schären, auch hier wurde es für uns zunehmend schwieriger. Sehr viele Bereiche waren annähernd fischleer. Deswegen haben wir uns recht früh dazu entschlossen, noch einige Kilometer weiter in den Norden zu fahren in der Hoffnung, etwas bessere Bedingungen vorzufinden.
In einer großen Bucht fanden wir eine lange etwa 20 m breite Schilfschneise, die in eine zweite kleinere mit Schilf umwachsene Bucht führte. Schon am Eingang dieser Schneise erschwerten uns riesige Felsen unter Wasser den Weg in diese Bucht, die außerdem für Außenborder und Boot zur Gefahr werden könnten. Wir wagten es trozdem. Angelnderweise tasteten wir uns vorsichtig durch diesen Kanal. Es war hier in der Mitte nur ca. 80 cm “tief” und links und rechts vom Boot vielleicht nur 20 cm flach.
Nichts desto trotz fingen wir hier einen Hecht nach dem anderen! 12 cm Buster Jerks liefen super, alles andere verfing sich sofort in den Pflanzenresten. Schon in diesem Kanal fingen wir mehrere Hechte und sahen noch viele flüchtende Hechte in Form von Staubwolken unter Wasser. Wie gut sollte es erst in der Bucht laufen?! An der Bucht angekommen stellten wir fest, das ein Angeln fast unmöglich war. Durch das Niedrigwasser fehlten etwa 50 cm, um hier gefahrlos zu fahren. Wir mussten also weiter suchen und fanden später auch noch weitere interessante Ecken, welche auch Fische brachten. Frank wollte es wissen und er versuchte sein Glück mit seiner Fliegenrute und Hechtstreamern.
Für mich war es sehr interessant zuzusehen, wenn jemand mit dieser Angeltechnik vertraut ist. Wärend er die letzten Würfe des Tages mit der Fliegenrute machen wollte, fischte ich mit dem Makal. Blöderweise hatte Frank seinen ersehnten Biss genau in diesem Moment als ich einen Fehlbiss hatte und er wegen meinem Gefluche eine Sekunde abgelenkt war. Wir sahen den Fisch zwar noch, der bei ihm gebissen hatte, aber leider saß der Haken nicht richtig. Heute waren es dann 21 Hechte, die wir uns zusammen gesammelt hatten.
Schwedenhechte auf Salt Wobbler und Buster Jerk
Da die Schären nur Kleinkram in Verbindung mit großer Sucherei zu bieten hatten, wollten wir die letzten beiden Tage in der Old Bay fischen. Bis zum Mittag lief es bei Windstille, Sonnenschein und Gummifischen an leichtesten Bleiköpfen sehr gut. Wir hatten schon 12 Fische darunter ein 95 er, einen 97 er und einen großen Aussteiger. Als am Nachmittag der eiskalte und starke Wind einsetzte war die Beisserei schlagartig vorbei. Spät am Abend konnte ich noch einen und Frank in kurzer Zeit noch 4 Hechte verhaften. 17 also an diesem Tag. Der letzte Tag war für uns zugleich der Mieseste. Frank angelte sich bis Mittag
2 Hechtlein zusammen und ich hatte nur 2 Fehlbisse und einen Aussteiger auf 4Play-Lowrider. Auf dem Rückweg zum Camp hielten wir noch sporadisch an einigen Plätzen an, sodass ich mich wenigsten noch mit 2 Hechten entschneidern konnte. Einer kam auf Zalt und einer auf Buster Jerk. Heute machten wir schon um 16.45 Uhr Feierabend, weil wir noch das Boot trailern und Sachen packen wollten.
Abends überschlugen wir die vergangenen Angeltage und waren uns beide einig – es hat riesigen Spaß gemacht! Es war zwar oft nicht einfach die Fische zu finden und zu fangen, aber mit 161 Hechten und einem Barsch darf man sich wirklich nicht beschweren, auch nicht, wenn man in Schweden ist!
Alle Fotos zum Artikel "Västervik Apriltour 2009 - Tolles Hechtfischen im Schärengarten"